5.1. Sprachgrenzen |
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Die räumliche DimensionAuf eine sehr vereinfachte Weise kann man die Veränderung der Sprache im Raum mit Wellen im Wasser vergleichen. Stell dir vor, irgendwo fallen zwei Steine auf die Wasseroberfläche, rund um die Berührungspunkte (Wasser – Stein) entstehen kreisförmige konzentrische Wellen, die sich fortlaufend gegen die Peripherie immer mehr abschwächen. Hier ein Beispiel: Zur römischen Zeit bezeichnete man die Zahlen 70 mit septuaginta, 80 mit "octoginta“ und 90 mit „nonaginta“. Daraus entstanden in Frankreich „septante“, „huitante/octante“ und „nonante“. Als Paris eine grosse Handelsmacht wurde, verbreitete sich dort der Brauch, die Ware in 10-er und 20-er Gruppen zu zählen. Deshalb wurde 70 zu „soixante-dix“, 80 zu „quatre-vingts“ und 90 zu „quatre-vingt-dix“. Diese neue Bezeichnung mit Ursprung in Paris verbreitete sich im ganzen Land und ersetzte fast überall die ursprüngliche. Kennst du einen nicht allzu entfernten Ort, wo man immer noch „septante“, „huitante“ und „nonante“ sagt? Hier die Antwort: Ja, in der welschen Schweiz. In Belgien und in Gebieten der Romandie, die sich näher bei der Landesgrenze befinden, sagt man zwar „huitante“, jedoch „soixante-dix“ und „quatre-vingt-dix“. Die „Wellen“ aus Paris haben sich nicht auf alle umstehenden Gebiete gleichmässig ausbreiten können! |