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Tendenzen
Wäre die Sprachlandschaft so eben und gleichmässig wie ein Wasserspiegel, wäre der Vergleich mit den Wellen gut. Da dem aber nicht so ist, hinkt der Vergleich und es sind weitere Faktoren zu berücksichtigen:
- In isolierten Regionen ist die Sprache konservativer (D.h., sie enthält mehr archaische Elemente).
- In Randregionen, die keineswegs isoliert sein müssen, aber entfernt von kulturellen Zentren liegen, ist die Sprache konservativer.
Es folgen drei Beispiele. Kannst du erkennen, welchem der erwähnten Faktoren sie zuzuordnen sind?
- Sardinien ist eine Insel im Mittelmeer und liegt im Zentrum der Romania (Mit Romania wird das Gebiet bezeichnet, in dem die romanischen Sprachen gesprochen werden). Die sardische Sprache ist die konservativste aller romanischen Sprachen.
- „Mehr“ heisst auf Spanisch „más“ , in Portugal „mais“, in Rumänien „mai“. In Frankreich aber verwendet man dafür „plus“, in Italien „più“. Auf Latein sagte man dafür zuerst MAGIS, später brauchte man eher das Wort „PLUS“.
- Wir haben vor kurzem gesehen, dass man in der Romandie zum Teil noch „septante“, „huitante“ und „nonante“, in Frankreich aber „soixante-dix“, „quatre-vingts“ und „quatre-vingt-dix“ braucht. Auf welchen Faktor ist dieses Beispiel zurückzuführen?
► Kulturelle Vertiefung
Gibt es andere Bereiche des alltäglichen Lebens, die diesen Regeln mehr oder weniger entsprechen? Eine Schülerin (12 Jahre) erzählt: „Ich wohne in einem Seitental in den Alpen, etwa 10 Kilometer vom Hauptort unserer Region entfernt. Vor einem Jahr kam die Mode auf, eine gewisse Schuhmarke zu tragen. Zuerst hatten die Kinder des Hauptortes diese Schuhe an, dann kam die Mode auch zu uns. Es brauchte viel Geduld und Überredungskünste, um diese Schuhe von meinen Eltern zu bekommen - inzwischen sind sie schon halb kaputtgegangen! Als damals mein Cousin aus Bern zu Besuch kam, trug er bereits ganz andere Schuhe. Er erzählte mir, dass meine Schuhe in Bern schon längst out seien.
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