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Beweise für die gegenseitige Einwirkung
Du hast soeben gehört, dass sich Mündlichkeit und Schriftlichkeit gegenseitig beeinflussen (auf der Karte durch die vertikalen Pfeile dargestellt).

Wie kann diese gegenseitige Beeinflussung überhaupt nachgewiesen werden? Das logische Vorgehen ist ein Vergleich zwischen Schriftlichkeit und Mündlichkeit, um:
- mündliche Elemente im Schriftlichen und
- schriftliche Elemente im Mündlichen
finden zu können.
In welchen Dokumenten könnten solche Elemente verglichen werden? Überlegt zu zweit und klickt anschliessend ► hier.
Logischerweise gibt es keine Tonaufnahmen, also können wir 2) nicht nachweisen!
Zu 1) gibt es allerdings verschiedene interessante Quellentexte, die folgende Merkmale aufweisen:
a) Literarische Werke, in denen auf Fehler hingewiesen und darüber gespottet wird. So z.B. in der „Cena Trimalchionis“ des Petronius (um 50 n. Chr.): Es handelt sich dabei um eine Tischszene, in der die Gäste sich in Vulgärlatein unterhalten. Der Autor versucht, auf diese Weise ein Gespräch seiner Zeit wahrheitsgetreu wiederzugeben.
b) Texte, in denen Fehler vorkommen, die auf mangelnde Grammatikkenntnisse zurückzuführen sind. So z.B. Inschriften, Graffiti (wie diejenigen von Pompeji), aber auch Bibelübersetzungen oder Gesetzessammlungen.
c) Werke, die explizit thematisieren, welcher Sprachgebrauch korrekt wäre. So z.B. die Appendix Probi (1. Jh.) und die Reichenauer Glossen (8. Jh.). Beispiel aus der Appendix Probi: calida non calda („man sagt calida und nicht calda); Beispiel aus den Reichenauer Glossen: pulcra: bella
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